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«Ich hätte mich gerne persönlich verabschiedet» Krankheitsbedingt musste sich Gemeindepräsident
Fritz Locher an seiner letzten Rechnungsversammlung durch Vize Karl Stadler vertreten lassen. Dieser sagte zu Beginn: «In seinen 23 Amtsjahren hat Fritz Locher nicht eine Gemeindeversammlung ausgelassen und nun ausgerechnet seine letzte kann er nicht mehr durchführen.» Locher bedauerte dies sehr. «Es hat weh getan, ich hätte mich sehr gerne persönlich verabschiedet und mich bedankt für das langjährige vertrauen. Der Apéro wäre eine schöne Gelegenheit gewesen nochmals ins Gespräch mit der Bevölkerung
zu kommen.» Leider ist dies nicht möglich gewesen, deshalb verabschiede ich mich in schriftlicher Form.» Ein kleiner Wermutstropfen ist sicher dieser, dass zusammen mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Verwaltung noch ein kleines Abschiedsfest bevorsteht. Auch Locher hat wie Schönenberger zum Abschied eine Feuersäule mit eingearbeiteten Jahreszahlen erhalten. Diese wird ihn für immer an die Zeit als Gemeindepräsident, wo es auch ab und zu einmal heiss oder hitzig zu und her ging, erinnern. Er kann seinem Nachfolger Thomas Engel eine Gemeinde, für welche er Feuer und Flamme war, übergeben. «Ich erledige noch was möglich ist und bin selbstverständlich auch danach noch für Auskünfte oder Fragen da,» betont Locher.

Steuerfuss massiv gesenkt

Locher wirft einen Blick zurück in seine Anfangszeit. Noch nicht lange habe er zusammen mit seiner Familie in Lommis gewohnt, da wurde er von Einwohnern angefragt, ob er als Gemeinderat kandidieren würde. Locher ist bekannt als Schnelldenker, Macher und packt gerne an. So sagte er denn zu dieser Kandidatur schnell zu. «Wir waren bereits auf dem Sprung in die Ferien, als das Telefon kam, dass es nun anders sei. Das Amt des Gemeindeammanns, damals hiess es noch so, wurde frei. «Ich hatte nicht lange Zeit zum Überlegen und ich entschied mich zur Kandidatur.» Politik war nicht Neuland für Locher. Er war zuvor in Wil im Stadtrat tätig und als Parlamentspräsident sogar für ein Jahr der höchste Wiler. «Lommis kannte ich vor meinem Zuzug nicht gut. Der Flugplatz war ihm ein Begriff und die Firma Ed. Vetter AG, mit welcher er als Nutzfahrzeugverkäufer der Larag Wil öfters zu tun hatte. «Gewählt bin ich aus meiner Sicht geworden, weil die Mehrheit der Bevölkerung einen Unbelasteten und damit etwas Neues wollte.» Vieles hat er angepackt so auch den Steuerfuss, der damals recht hoch war. «Als ich begonnen habe war der Gemeindesteuerfuss auf 85%, heute beträgt er noch 45%.» Doch die Lorbeeren dafür möchte er nicht
für sich alleine ernten. «Es war vor allem der Zuwachs in der Gemeinde, wir haben auch aktuell eine rege Bautätigkeit. Dies war sozusagen Goldwert. Bauland ist heute zu etwas Rarem geworden und es gilt damit sorgsam umzugehen. Wir können heute bei vielen Bauten von innerer Verdichtung sprechen», sagt er zufrieden.

Fritz Locher bei der Einweihungsfeier des Gemeindehauses im 2009

Freude am Umgang mit Menschen

Als Gemeindepräsident müsse man vor allem Freude am Umgang mit Menschen haben. «Zudem sind Offenheit für Neues und Anderes sowie das Zuhören sehr wichtige Eigenschaften», betont Locher. Er sagt, dass er grosses Glück hatte, stets ein sehr gutes Team an seiner Seite zu haben. «Ich durfte mit besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit besten Kollegen und Kolleginnen im Gemeinderat zusammenarbeiten.» Ich habe daher meinem Nachfolger Thomas Engel, welchem ich viel Glück und Freude wünsche, ans Herz gelegt, dass er seinem Team Sorge trägt. «Man kann nur Erfolg haben, wenn auch das Drumherum stimmt», ist Locher überzeugt. «Unsere Vorschläge und Entscheide im Gemeinderat wurden praktisch immer von der Bevölkerung unterstützt und gutgeheissen. Wir spürten auf diese Weise, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dies hat uns zu guten Leistungen motiviert. Wir hatten beinahe
ausnahmslos positive Abstimmungen und das ist alles andere als selbstverständlich», sagt Locher dankbar. Auch die neuesten Projekte, Sanierung Mehrzweckhalle und Schulhaus, sowie das Wasserreservoir Immenberg, wurden fast diskussionslos genehmigt. «Wir haben immer versucht transparent und offen zu sein, sowie die Bevölkerung miteinzubeziehen und dies hat sich bezahlt gemacht.»

Fritz Locher an der Jungbürgerfeier im 2013

Neubau Gemeindehaus war der Höhepunkt

Als Höhepunkt seiner langen Tätigkeit nennt er das neue Gemeindehaus. «Nach dem Umzug im Jahre 2009 sind wir als aufstrebende Gemeinde sichtbar geworden. Im alten Gemeindehaus fühlte man sich oft wie eine Maus, die eingesperrt war» sagt er schmunzelnd. «In der heutigen modernen Verwaltung, könnten wir problemlos einen Bundesrat empfangen. » Gerne erinnert er sich an die Einweihungsfeierlichkeiten zurück, an welcher der inzwischen verstorbene Regierungsrat Hans Peter Ruprecht zu Gast gewesen ist. «Er war ein Mann der Taten, ich habe noch heute grossen Respekt vor ihm. Mit gesundem Menschenverstand hat er gearbeitet und Entscheide gefällt. Dies war auch immer mein Ziel bei meiner Tätigkeit.» Es habe auch schwierige Geschichten gegeben die es zu bewältigen galt. Er denkt da an einen Fürsorglichen Freiheitsentzug (FFE). «Wir wurden ins kalte Wasser geworfen und mussten handeln. Dies vergesse ich nie mehr.»

Ein Meilenstein war und ist auch der Dorfladen.» Zu Beginn meiner Amtszeit standen wir vor dem Dilemma: Dorf ohne Laden. Ich wusste auch, dass es trotz finanzieller Unterstützung mehrmals nicht
geklappt hatte. Ich konnte dies nicht akzeptieren und bat einige Einwohner um Mithilfe. So gelang es uns den Anbieter Denner als attraktiven Partner ins Boot zu ziehen. Das war ein grosses Glück. Mit nur sehr wenig Personal sind wir dann gestartet. Der Laden funktioniert sehr gut, er wurde vor kurzem sogar modernisiert.» Auch ein gut laufendes Restaurant war Locher ein grosses Anliegen. «Diese beiden
Orte der Begegnung, der Dorfladen und das Restaurant Krone, sind sehr wichtig für die Gemeinde und die Region.»

Fritz Locher bei der Ansprache am Einweihungsfest des Gemeindehauses 2009

Kritisch bei Kosten und Nutzen

Was die Finanzen anbelangt hat Locher zusammen mit dem Gemeinderat tendenziell immer zuerst die Begehrlichkeit abgeklärt. «Ich bin kritisch was Kosten und Nutzen anbelangt», sagt er dazu. Durch diese Vorgehensweise konnten denn auch meist Kosten eingespart werden. «Für Projekte haben wir nie viel ausgegeben. » Locher betont denn aber auch, dass die Entwicklung der Gemeinde glücklich gelaufen sei. So entstand ein gesundes Wachstum und gute Steuerzahler sind in die schöne Gemeinde ins Lauchetal gezogen. Beim Bauen hat er stets versucht die Wünsche der Bauherren und Architekten zu berücksichtigen. «Wir sind aufgeschlossen, kompromissbereit und sicherlich speditiv bei Bauangelegenheiten.» So ist es auch beim Um- und Anbau des Dorfladens gewesen. Die Zuständigen von
Denner haben zu verlauten lassen, dass sie eine so rasche Abwicklung noch nie erlebt hätten. Locher sagt aber auch, dass es mit dem Kanton Thurgau oft nicht einfach sei. Sturheit und Langwierigkeit sind Eigenschaften welche Locher nicht schätzt. Dies werde aus seiner Sicht immer schlimmer. «Es hat schon oft Kraft und auch Mut gekostet sich mit dem Kanton anzulegen und ich habe mir damit nicht immer nur
Freunde geschaffen. Mir war aber stets wichtig und im Vordergrund, dass unsere Bürger vor Ort zufrieden sind.»

«Ich hinterlasse auch Sorgenkinder

Nun es gibt auch Sachen mit denen Locher nicht zufrieden ist. «Ich hätte mir eine Fläche für Sport wie Fussball gewünscht. Wir haben dafür Orte gesucht und mit den entsprechenden Landbesitzern gesprochen, sind aber nicht weitergekommen. Wir können dafür keinen Baulandpreis bezahlen, es müsste zum Landwirtschaftspreis erwerbbar sein.» Leider so sagt er, werde dies in Zukunft noch schwieriger werden. Auch der Entsorgungsplatz ist ein Sorgenkind von Locher. «Wir hatten aus unserer Sicht eine sehr gute Lösung. Sowohl der Kanton, als auch der Bund, haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.» Die momentane Lösung mit dem Grüngutcontainer ist für ihn nicht die Endlösung. Auch was die Jugend betrifft gebe es noch Luft nach oben.» Ich kenne einige Anliegen der Kinder und Jugend wie beispielsweise eine Halfpipe.» Eine Lösung den Jugendlichen mehr anbieten zu können, wäre zu prüfen, ob eine Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden in diesem Bereich möglich wäre. «Miteinander etwas bewegen ist kostengünstiger und interessant für die Jugend», bekräftigt Locher. «Für die Senioren
gibt es aus meiner Sicht gute Begegnungsmöglichkeiten. Unsere drei Kirchen leisten mit Angeboten wie Mittagstisch, Ausflügen, Vorträgen und anderem mehr sehr gute Arbeit. Zudem besteht die Möglichkeit sich durch Angebote der Pro Senectute mit einheimischer Leitung sportlich zu betätigen.

Sehr gute Zusammenarbeit

«Die Zusammenarbeit im Gemeinderat war all die Jahre wirklich sehr gut. Auch mit den Kirchen arbeiten wir sehr gut zusammen. Es gibt immer wieder Berührungspunkte und diese besprechen wir meist unkompliziert ohne Voranmeldung. Mit der Schule haben wir die Sanierung der Mehrzweckhalle und des Schulhauses gemeinsam in Angriff genommen. Es haben viele Gespräche stattgefunden und es hat mir aufgezeigt, dass ein vermehrter Austausch auch in Zukunft wünschenswert wäre. Ich selbst bin sehr für
die Kommunikation und weniger für das Hin- und Herschreiben von SMS und E-Mails. Wenn man sich gegenübersitzt und sich in die Augen schaut, spürt und sieht man viel mehr und es kommt viel in Bewegung. Dafür stehe ich ein.» Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit dem momentanen Stand unserer Gemeinde Lommis. Zusammen haben wir in den letzten 23 Jahren viel erreichen können. Unsere Gemeinde hat sich positiv weiterentwickelt. Die Gemeinde, welche ursprünglich landwirtschaftlich geprägt war, hat im Bereich Wohngemeinde stark zugelegt. Die Durchmischung von Einheimischen und Neuzuzügern hat der Gemeinde gut getan. Es braucht die Einheimischen, aber auch die Neuzuzüger, damit wir da stehen wo wir heute sind», sagt er überzeugt. «Ich habe einen grossen Wandel erlebt.» Schwierig und anspruchsvoll sind die Ortsplanung und das Baureglement. Die Entwicklungsmöglichkeiten
sind sehr eingeschränkt, zusätzliches Bauland einzonen zu können, ist extrem schwierig geworden. «Wir
haben immer versucht das Bestmöglichste herauszuholen. Auch Einsprachen sind oft schwierig und benötigen viel Zeit, Geduld und viele Gespräche. Beim Reden kann man Vieles, aber leider nicht immer Alles lösen», sagt Locher nachdenklich. Fritz Locher gibt nun mit 68 Jahren sein Amt in jüngere Hände. «Ich werde mich sicherlich nicht mehr ins Geschehen einmischen, aber weiterhin Interesse bekunden», betont er. Von gänzlicher Pension ist aber noch nicht die Rede. «Ich freue mich auf mehr Zeit mit der Familie und mit Freunden, werde aber im Bereich Occasionen Nutzfahrzeuge noch weiterarbeiten und auch für den Dorfladen werde ich mich weiterhin einsetzen. Die Kontakte mit der Bevölkerung und die angeregten oft lustigen Pausengespräche in der Verwaltung werden mir fehlen.» Fritz Locher und seinem Team ist es gelungen den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen, so dass Thomas Engel, als der neue Gemeindepräsident, am 1. Juni guten Mutes starten kann.

Ursi Vetter

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